BERICHT EXPERTENTELEFON \"Zahnersatz\"
- Dr. med. dent. Wolfgang Thumulka, mit eigener Zahnarztpraxis in Karlsruhe, Vorsitzender der Zahnärzteschaft für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe, seit 2001 zahnärztlicher Experte in den Fernsehsendungen "ARD - Buffet" und "Kaffee oder Tee?"
- Prof. Dr. Detlef Rüdiger, Professor für private und gesetzliche Krankenversicherung, Volkswirtschaftslehre und allgemeine Versicherungslehre am Institut für Versicherungswesen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Köln.
- Dr. med. dent. Markus Pellarin, Stuttgart, Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Seit 2003 in einer Gemeinschaftspraxis tätig, hier vor allem zuständig für implantologische Maßnahmen und Operationen in Vollnarkose.
- Susanne Besold, Expertin für Zahnzusatzversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth.
Der "Mercedes" unter den Optionen beim Zahnersatz ist das Implantat, das fest in den Kieferknochen einheilt und dann im Prinzip wie ein körpereigener Zahn funktioniert. Dr. Wolfgang Thumulka nennt die Voraussetzungen, unter denen nach dem Verlust eines Zahnes ein hochwertiges Implantat eingesetzt werden kann: "Erstens sollte der Patient über eine gute Mundhygiene verfügen, zweitens sollten Breite und Höhe des Kieferknochens ausreichend sein - falls nicht, ist gegebenenfalls ein Knochenaufbau möglich. Drittens muss der Patient bei stabiler Allgemeingesundheit und viertens möglichst auch noch Nichtraucher sein." Falls alle Voraussetzungen erfüllt sind, haben die Patienten lange Freude an diesem hochwertigen Zahnersatz. Dr. Thumulka: "95 Prozent der Implantate halten mindestens fünf Jahre, auch nach zehn Jahren sind 90 Prozent aller Implantate noch in Funktion. Bei guter Pflege - also guter Mundhygiene und unter der Voraussetzung, dass der Träger Nichtraucher ist - können Implantate ohne weiteres 15 bis 20 Jahre und länger halten."
Ein Anrufer, bei dem Kronen aufwendig erneuert werden müssen, wollte wissen, ob er sich nicht besser gleich Implantate setzen lassen sollte. Dr. Markus Pellarin: "Die eigenen Zähne sind immer noch das Beste, was es für den Körper gibt. Auch haben die eigenen Zähne im Gegensatz zu Implantaten Nerven, man fühlt, worauf man beißt. Man sollte keine erhaltungsfähigen Zähne entfernen, um Implantate machen zu können."
Was kommt auf Kassenpatienten zu?
Susanne Besold, Expertin für Zusatzversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, erläutert, was auf Kassenpatienten zukommt, falls nach dem Verlust eines Zahnes ein Implantat notwendig wird: "Ein Implantat besteht aus zwei Teilen: Dem Implantatkörper, der im Kieferknochen verankert wird, und dem darauf befestigten Zahnersatz. Die durchschnittlichen Kosten liegen bei ungefähr 2.500 Euro. Die Krankenkasse zahlt nur für den Zahnersatz einen Festzuschuss in Höhe der Regelversorgung - also für die Versorgung, die üblicherweise anstelle eines Implantats gemacht worden wäre, etwa eine Brücke. Das wären dann ungefähr 500 Euro, die restlichen 2.000 Euro sind Ihr Privatvergnügen." Daher sollte man beim Abschluss einer Zusatzpolice auf eine Absicherung setzen, die beim Zahnersatz möglichst viel zuzahlt und somit den Eigenanteil reduziert. Susanne Besold: "Bei den Tarifen aus unserem Hause beträgt die Zuzahlung beispielsweise 90 Prozent. Entscheidet man sich für eine Regelversorgung, zahlen wir sogar zusammen mit der Leistung der gesetzlichen Krankenkasse 100 Prozent."
Auch nach Ansicht von Professor Detlef Rüdiger ist eine private Zahnzusatzversicherung für alle Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung sinnvoll. "Denn bei Zahnersatz muss der Versicherte fast immer Zuzahlungen leisten. Wünscht er eine höherwertige Versorgung, fallen weitere Kosten an, die die Kasse nicht übernimmt." Dr. Thumulka hat die Erfahrung gemacht, dass sich Kassenpatienten, die über eine Zusatzversicherung verfügen, tatsächlich häufiger für eine höherwertige Versorgung entscheiden.
25 Prozent des billigen Zahnersatzes aus dem Ausland sind in Ordnung
Die Globalisierung macht auch vor den Zahnarztpraxen nicht Halt: Schon bei jedem zehnten Versorgungsfall in Deutschland kommen die Kronen und Implantate aus dem Ausland. Dr. Wolfgang Thumulka hat zu diesem Thema eine entschiedene Meinung: "Nur 25 Prozent des im Ausland angefertigten Zahnersatzes entspricht laut wissenschaftlichen Studien den deutschen Qualitätsanforderungen. Daher lehne ich Zahnersatz ab, der nicht unter den hiesigen Kontrollstrukturen hergestellt wurde." Auch Professor Detlef Rüdiger sieht Probleme bei der Qualität der Materialien und in Sachen Gewährleistung bei etwaigen Mängeln. Er könnte sich aber unter Umständen eine Behandlung beim deutschen Zahnarzt des Vertrauens unter Verwendung eines im Ausland günstig hergestellten Zahnersatzes vorstellen.
INFOKASTEN
Weitere Informationsquellen für Interessierte im Internet:
Zum Thema Zahngesundheit allgemein
www.zahnportal.de (Reportagen, Informationen und viele Film- und Audiobeiträge rund um das Thema "Gesunde Zähne")
Zum Thema Zahnersatz
www.zahnersatz-spezial.de (Informationsseite des Kuratoriums perfekter Zahnersatz e.V., Frankfurt am Main)
Finanztest, Ausgabe 05/2010, Vergleich der Zahnzusatztarife
Forum "Gesundes Kempen"
Galeria Vital® Gesundheits- und Marketingredaktion